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Türkei 01.04.-25.04.2010
Montag, 19.04.2010 Bereits um fünf Uhr klingelte der Wecker und ein Blick nach draussen beruhigte uns sehr - klarer Himmel und beinahe windstill. Pünktlich wurden wir abgeholt und zum Startplatz der Ballone geführt. Wie es schien war heute einiges los, den ca. 30 Heissluftballone wurden bereit gemacht. Wir hatten einen "kleinen" Korb mit nur 12 Passagieren (andere hatten bis 36!!!) und einem Pilot. Bei Sonnenaufgang hoben wir ab und schwebten davon. Der Pilot war stets zu einem Scherz aufgelegt, hatte sein Metier aber voll im Griff. Anders als in der Schweiz schweben die Ballone hier teilweise sehr tief, z.T. sogar zwischen den Felsen hindurch. In den Tälern glitten wir knapp über dem Boden, so dass wir einmal die Äste eines Baumes und einmal (bewusst) knapp den Boden einer Abbruchkante berührten. Die Laute der mitfahrenden koreanischen Passagiere verliehen dem ganzen einen sehr amüsanten Charakter. Nach dem Liebestal heizte der Pilot ziemlich ein und wir stiegen 1000 Meter und schwebten über den zwischenzeitlich aufgezogenen Wolken.
"unser" Ballon wird vorbereitet
Fahrt über Göreme
Fahrt durchs Liebestal
hatte dieser Bauer wohl etwas viel Raki intus? Das mit der Landung klappte dann nicht ganz wie vorgesehen, denn der Wind wehte uns immer wieder davon und die Bodencrew musste in der zerklüfteten Landschaft einen neuen Landeplatz ausmachen. Die Landung selber war problemlos. Bei anderen Ballonen haben wir gesehen, dass diese sogar auf dem Anhänger für den Korb gelandet sind. Nachdem alle aus dem Korb gestiegen waren (das alleine war auch schon recht lustig anzusehen...) gab es einen Apéro, wo der Pilot freudig eine Flasche Sekt öffnete und nach Formel 1 - Manier die Fluggäste voll spritzte. Bei den Koreanern durfte selbstverständlich ein obligates Gruppenfoto nicht fehlen. Derjenige, der uns zwei noch fotografierte, trug zwar selber einen neue teure Kamera um den Hals, was aber nicht hiess, dass er über besonderes fotografisches Talent verfügt. Anschliessend wurden wir zurück gebracht, worauf wir erst einmal frühstückten. Im Laufe des Morgens fuhren wir dann los und kauften in Ürgüp nach einer Degustation noch etwas kappadokischen Wein. Darauf verliessen wir die spannende Landschaft und fuhren durch das relativ langweilige zentralanatolische Hochland nach Ankara. Mit einer ausgedehnten Mittagspause erreichten wir Ankara, wo wir beim Esenboga Airport-Hotel, einem 5-Sterne-Kasten, auf dem Parkplatz übernachten konnten. Dieser ist offiziell als Campingplatz aufgeführt. Inklusive ist der Indoor- und Outdoor-Pool, Hamam, finnische Sauna und Kraftraum sowie Wireless-Internet in der Hotellobby. Der Swimmingpool im Garten war saisonbedingt leider noch nicht bereit, das Hallenbad am Montag wegen Reinigung geschlossen und auf den Rest hatten wir momentan "keinen Bock". Beim Nachtessen im Bus konnten wir dann beobachten wie hier am Rande einer Hauptstadt eine Kuhherde über eine sechsspurige Strasse und durch das Areal einer Tankstelle zum heimischen Stall getrieben wurde. Neben uns bauten zwei Männer einen PW-Anhänger in einem zu einem Einachstraktor passenden Anhänger um. Sie schmirgelten und schweissten dies alles auf dem Parkplatz des Nobelhotels, wobei wir auch nicht wissen wann genau diese fünf Sterne vergeben worden sind. Auf jeden Fall aber ist das Personal äusserst hilfsbereit. So waren wir bestens gerüstet für eine ruhige Nacht unmittelbar in der Anflugschneise des Flughafens. Gut, wir sind wohl momentan diejenigen, die wegen der Aschwolke des Vulkans Eyjafjallajökull in Island vom Flugverbot in Westeuropa profitieren.
Dienstag, 20.04.2010 Trotz des Flugverkehrs hatten wir sehr gut geschlafen. Nach dem morgendlichen Gang durch die Hotellobby zur Toilette und dem Frühstück ging es los nach Istanbul. Etwas mehr als 400 Kilometer lagen vor uns. Das Wetter war ziemlich trüb und einige Male hatten wir zum Teil sehr starken Regen. Bei Izmit erreichten wir wieder das Meer, diesmal das Marmarameer. An dieser Küste gibt es sehr viel Industrie, weshalb hier der Himmel durch einen braunen Dunst zusätzlich zu den Wolken verdeckt wurde. Obwohl der Verkehr in dieser Region sehr stark zunahm, kamen wir gut vorwärts. Schon bald überquerten wie die Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke über den Bosporus und verliessen den asiatischen Kontinent und erreichten wieder den europäischen Teil der Türkei.
Problemlos fanden wir den gut ausgeschilderten Weg über Sariyer nach Kilyos, wo wir auf dem Mistik-Camping Platz fanden . Ein Angestellter lotste mich auf einen Platz, worauf wir prompt in der vom Regen aufgeweichten Wiese stecken blieben. Der Angestellte und ich verhandelten zusammen, er auf türkisch - ich auf schweizerdeutsch, unterstützt durch Handzeichen. Mit Sibylle am Steuer und zwei Schaufeln Kies, war der Bus nach kurzem wieder frei. Da einiges an Erdreich am Bus und an unseren Beinen klebte, musste der Angestellte die fehlende Erde mit einer Schubkarre Kies ersetzen. Nach einem Imbiss schauten wir uns den Ort ein bisschen an, suchten die Bushaltestelle und machten einen Abstecher zum Strand am Schwarzen Meer. Später genossen wir ein feines Raclette und verhinderten nebenbei, dass ein französisches Ehepaar mit ihrem Wohnmobil ebenfalls versank.
Mittwoch, 21.04.2010 Heute gab es früher als üblich Tagwache. Nach einem Mini-Zmorge spazierten wir im Regen zur Bushaltestelle. Mit einem Kleinbus, der aber gut gefüllt war gelangten wir nach Saryier. Nach einem Besuch beim Bäcker und auf der Post warteten wir an der Schiffsstation Sesam-Kringel - essend auf die Fähre. Das Schnellboot brachte uns in einer halben Stunde auf dem Bosporus zum Istanbuler Stadtteil Kabataş, von wo wir zu Fuss nach Eminönü gingen. Auf der Galata-Brücke über das Goldene Horn schauten wir den Dutzenden Fischern beim Angeln zu, bevor wir uns ins Gewühl des Bazars stürzten. Erst erledigten wir unsere Kaufaufträge an Gewürzen und Tee. Dabei gelangten wir an einen Deutschsprechenden Händler, der uns zum Apfeltee einlud und uns die Vorzüge aller seiner Waren noch versuchte zu präsentieren. Spannend war dann das Viertel wo fast ausschliesslich Türken ihre Kleider kaufen. Der alte Bazar ist zwar schön anzusehen aber doch sehr auf Touristen ausgerichtet. Langsam waren wir hungrig geworden und wir setzten uns in ein Restaurant und liessen uns Kebab bringen.
Blaue Mosche oder Sultan-Ahmed-Mosche
Cisterna Basilica (türk.: Yerebatan Sarnıcı), war übrigens auch Drehort für den James Bond Film "Liebesgrüsse aus Moskau" Fischer auf der Galata-Brücke am Goldenen Horn
Nachmittags besichtigten wir die sehr schöne blaue Moschee. Dies geschieht selbstverständlich ohne Schuhe, welche in einer Plastiktüte mitgetragen werden. Die Moschee war sehr gut besucht u.a. auch von etlichen Reisegruppe eines ankernden Kreuzfahrtschiffes und etlicher Schulklassen. Dabei herrschte ein ziemlich strenger käsiger Geruch im Raum unter der riesigen Kuppel. Im schönen Park (eine Kombination von Tulpen und Palmen sieht man nicht sehr häufig!) nutzten wir für einige Abklärungen das Gratis-Wifi. Nach einem Besuch in der riesigen alten Zisterne, die für mich sehr beeindruckend war, liess ich von einem Messerschleifer mein Taschenmesser frisch schärfen. Durch den Bazar schlenderten wir zur Tramhaltestelle Eminönü, worauf wir nach Kabataş fuhren. Zu Fuss gingen wir in den Stadtteil Besiktaş, wo wir nach etwas herumschlendern einen kleinen Happen Znacht assen. Vom Busbahnhof bei der Schiffsanlegestelle (wo übrigens das berühmte Schiff "Rainbow Warrior" der Greenpeace vertäut lag) gelangten wir mit dem Bus zurück nach Sariyer - für einen Franken 1 1/2 Stunden Fahrt! In Sariyer erreichten wir glücklicherweise gleich den Anschlussbus nach Kilyos. Kaum auf dem Campingplatz angekommen, sprach uns schon ein deutsches Paar an, wie man von hier nach Istanbul kommt. Da wir beide Möglichkeiten getestet hatten, konnten wir als Fastprofis natürlich ausführlich Auskunft geben. Später machten wir für morgen einen ungefähren Treffpunkt mit Sibylle und Martin in Bulgarien ab. Sie sind auf ihrer Hochzeitsreise mit dem Velo nach China - und da wir schon "in der Nähe" sind, unternehmen wir diesen Abstecher nach Bulgarien.
Donnerstag, 22.04.2010 Nach dem Frühstück packten wir und bezahlten beim anwesenden Senior, der nur türkisch sprach. Aber mit Händen und Notizblock war dies kein Problem. Im Dorf Kylios kauften wir ein. Das erste Geschäft war im Untergeschoss der Moschee, weshalb es vermutlich keinen Alkohol im Angebot hatte. So kaufte ich Bier und Raki im Geschäft nebenan. Nachdem auch noch unser Tank gefüllt war, fuhren wir los in Richtung Edirne. Bis dahin kamen wir gut vorwärts. Der riesige türkische Zoll war kein Problem, bei nur gerade zwei anwesenden Autos auch nicht weiter verwunderlich. Beim Zoll von Bulgarien dauerte das schon etwas länger. Zwischen den beiden Grenzstationen steht ein Einkaufszentrum, wo viele Bulgaren ihre grossen Einkäufe tätigen. Bei nur zwei offenen Schaltern und durch die Kontrolle jedes Autos (Kofferraum + z.T. Motorhaube offen...), dauerte dies eine Weile. Dass der Autofahrer vor uns an seinem Mercedes das türkische Nummernschild entfernte und durch ein bulgarisches ersetzte, interessierte niemanden. Bei uns schaute nur ein Zollbeamter kurz durchs Fenster und weiter ging es.
Occasions-Tankstelle mit alter Anschrift in D-Mark Als erstes mussten wir in Bulgarien eine Strassenvignette kaufen. Dann fuhren wir durch eine Gegen mit sehr maroden oder zerfallenen Häusern. Auch die in der Karte eingezeichnete Autobahn fehlte, bzw. war erst zur Hälfte vorhanden. Wir wollten von den günstigeren Benzinpreisen profitieren und fanden doch eine Tankstelle mit Benzin, bei denen aber das Kartenlesegerät trotz übergrossen Klebern nicht funktionierte oder gar nicht vorhanden war. So bezahlte ich mangels bulgarischen Lew in Euro und türkischen Lire. Weiter ging es meist auf Landstrassen. Durch den ganzen Lastwagentransitverkehr von der Türkei ging es nicht so schnell vorwärts. Umleitungen und der allgemeine Strassenzustand gaben den Rest. In Karlovo tankten wir erneut, da wir nicht ganz sicher waren, ob wir noch genügend Treibstoff haben, da die Tankuhr nur sporadisch funktioniert. Wie an vielen Orten kam auch an dieser Tankstelle Occasionsmaterial aus Westeuropa zum Einsatz; so war die Währungsangabe auf der Tanksäule in D-Mark. Bei vielen Lastwagen waren noch die ehemaligen Firmenaufschriften komplett oder zumindest lesbar vorhanden. Darunter etliche auch aus der Schweiz. Nach dem Tanken riefen wir kurz Sibylle und Martin an um nach dem aktuellen Standort zu fragen. Wir hatten vereinbart, dass wir uns auf de Strasse 6 von Karlovo in Richtung Westen treffen. Ca. einen Kilometer nach einem Pass vor Pirdop entdeckten wir die beiden Velofahrer. Es gab natürlich ein grosses Hallo. Auf der Passhöhe fanden wir einen idealen etwas abgelegenen Übernachtungsplatz auf einer Wiese zwischen zwei Waldstücken. Wir fuhren vor und bereiteten einen Welcome-Apéro mit einem grossen Bier vor, hatten sie doch heute schon über 1000 Höhenmeter in den Beinen. Selbstverständlich hatten wir uns viel zu erzählen, was wir nach aufgebautem Zelt beim Grillieren und Essen auch ausführlich taten.
Freitag, 23.04.2010 Es war eine sehr ruhige aber ziemlich kühle Nacht. Die Wolken vom Abend hatten sich verzogen und die Morgensonne weckte uns. Bevor wir abreisten gaben wir ihnen noch den einen oder anderen Tipp für die Türkei und wechselten unsere restlichen türkischen Lire in Schweizer Franken.
Bulgarien oder Schweiz? Nach der Verabschiedung fuhren wir los. Bald schon hielt uns der bulgarische Strassenzustand von unserem Zeitplan ab; unzählige Schlaglöcher, davon nicht wenige 20 cm tief oder tiefer, liessen einen doch ziemlich vorsichtig fahren. Dem einen oder anderen Pferdefuhrwerk hatten wir selbstverständlich auch auszuweichen. Eigentlich haben nur die neuen von der EU bezahlten Strassen ihren Namen auch verdient. Irgendwann mussten wir unsere Zeitplanung komplett über den Haufen werfen, fanden aber nach vergeblicher Campingplatzsuche südlich Thessaloniki bei einer Taverne einen Parkplatz am Meer. Der Wirt hatte fast vier Jahrzehnte in Deutschland gelebt und sich nun hier einen Traum verwirklicht. Obwohl unsere Euro-Vorräte langsam zur Neige gingen, wurden wir hier bestens bewirtet mit Tzatziki, Salat, frischem Fisch und Pommes Frites. Der Wirt hätte uns sogar Strom angeboten und die Toiletten durften wir auch nach unserem Besuch in der Taverne benützen. Dies hätte er auch nicht verhindern können, da abschliessbare Türen fehlten. Gut gesättigt und mit zahlreichen Hintergrundinformationen zum Leben in Griechenland versehen, kehrten wir zum Bus zurück. Dass Griechenland ja momentan quasi einen Staatsbankrott hat, zeigte sich uns heute auch unterwegs; kilometerlange Strassenbaustellen waren verwaist - keine Maschine oder kein Arbeiter war irgendwo am Arbeiten. Nur die überaus üppig dimensionierte Beschilderung war glücklicherweise noch vorhanden. Mit live gespielten und gesungenem Sirtaki aus der Taverne im Hintergrund schliefen wir schon bald ein.
Samstag, 24.04.2010 Der Himmel war an diesem Morgen stark bewölkt. Kurz nach unserer Abfahrt regnete es gar teilweise in Strömen. Bei der einzigen Autobahnzahlstelle auf unserer Route durch Griechenland prellten wir den sowieso schon fast bankrotten Staat um 70 Cent. Unseres Eurovorräte waren auf einem Tiefpunkt angelangt und einen Bankomaten hatten wir diesen Morgen nicht gefunden, so dass wir der Dame am Schalter die geforderten 2 Euro leider nur knapp mit einen Handvoll Kleingeld geben konnten. Bei Kozani fanden wir eine Tankstelle, bei der wir mit Kreditkarte bezahlen konnten (bei den ersten drei angefahrenen Tankstellen war dies nicht möglich). Dazu kauften wir letzte Vorräte ein. Tankstellen findet man auf dieser Strecke sowieso meist nur abseits der Autobahn. Gegen Igoumenitsa besserte sich das Wetter stets, so dass wir nördlich des Städtchens an einen schönen Strand fuhren und nach dem Mittagessen noch gemütlich die Sonne und ein letztes Bad im Meer genossen. Gegen Abend fuhren wir zum Hafen, wo wir eincheckten. Hier begann das Malheur. Da das Online-Buchungssystem der Fährgesellschaft unsere gewählte Kategorie "Camping on Board" von sich aus geändert hatte, ergab sich eine Riesentheater am Schalter. Die ersten Fahrzeuge waren schon am Einladen als wir endlich unsere Tickets erhielten, nach einer Nachzahlung selbstverständlich. Endlich auf dem Schiff gingen wir im Restaurant essen und genehmigten uns in der Bar noch einen Schlummertrunk bevor wir ins schwankende Bett gingen, wobei das Schwanken definitiv nicht vom Schlummertrunk herrührte...
Strand in Igoumenitsa
Sonntag, 25.04.2010 Den Morgen verbrachten wir gemütlich lesend vor dem Bus. Um die Mittagszeit erreichten wir Ancona, wo wir direkt die Heimreise antraten. Obwohl ziemlich viel Verkehr unterwegs war, kamen wir erstaunlich gut vorwärts. Erst ein Pannenfahrzeug im Gotthardtunnel liess uns einen halbe Stunde vor dem Tunnelportal warten. So gegen acht Uhr kamen wir zu Hause an, wo wir gleich bei Sibylles Bruder zum Znacht eingeladen wurden, wo wir noch die vielen Erlebnisse unserer Reise erzählen konnten.
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