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Adriaküste

01.-20.05.2013

Teil 3


auf dem Camping Maslina

Montag, 13.05.2013
Auch heute war das Wetter leider immer noch nicht optimal. Wir entschieden uns weiter zu fahren. Später erschien doch zwischendurch ab und zu die Sonne. Bei Ulcinj verliessen wir die Küste und fuhren durch eine schöne Landschaft zum Grenzübergang Sukobin. Unterwegs zeigten uns Strassenarbeiter, dass auch ein einfacher Tischtennis-Schläger mit einer roten und einer grünen Seite eine ganze Ampelanlage ersetzen kann. Für die Ausreise aus Montenegro und die Einreise nach Albanien brauchten wir keine zehn Minuten. Man sieht hier sofort, dass die Leute viel ärmer sind. Häufig begegnen wir Bauern, die mit 1-2 Kühen unterwegs sind. Nach Shkodrä machen wir Mittagspause in einem Restaurant entlang der Hauptstrasse. Unterwegs sehen wir viele Fahrzeuge, die früher in Deutschland oder der Schweiz unterwegs waren und teilweise noch immer so mit Werbung beschriftet sind. Hier ist die Hauptstrasse dann vier bis sechsspurig, wobei der Übergang fliessend und nie genau signalisiert ist. Ich muss hier immer sehr vorsichtig fahren, da einem überall Schlaglöcher erwarten. Bei einzelnen Brücken sieht man zwischen den Brückenelementen teilweise ungehindert in die Tiefe, auch 20 Zentimeter grosse Löcher sind keine Seltenheit. Bei Kreiseln und Kreuzungen muss man sehr vorsichtig fahren, da die Fahrzeuge von überall her kommen. Wegweiser gibt es auch nicht überall. Bei Kaväje fuhren wir auf einer Stichstrasse ans Meer zum Camping Paemer. Die Zufahrt war ziemlich holprig und mit vielen Pfützen dekoriert. Direkt am Meer hat hier der Besitzer das Gelände terrassiert. Auf einem alten Bunker (von denen es in Albanien tausende gibt) wurde ein Blockhaus errichtet mit einem riesigen Balkon mit Meersicht. Inzwischen schien die Sonne wieder und wir machten einen Rundgang, vom Spielplatz bis zum Strand. Nach unserem Nachtessen kam eine Bäuerin mit zwei Mädchen vorbei und bot uns aus ihrem Schubkarren frische Tomaten, Gurken, Salat sowie Zwiebeln und Kartoffeln an. Wir ergänzten gleich unsere Vorräte (wann kann man Gemüse schon vom Esstisch her aussuchen…). Sobald es dunkel wurde, flogen überall um uns Glühwürmchen herum.

 

Dienstag, 14.05.2013
Heute erwachten wir bei wolkenlosem Himmel und legten einen Ruhetag ein. Am Morgen besuchten wir mit Anna wieder den Spielplatz und benutzten auf dem Balkon noch das Wifi für unsere weitere Routenplanung. Nachmittags gingen wir zum Strand und bauten mit Anna Sandburgen. Wir lernten auch noch eine Schweizer Familie mit einem zweijährigen Sohn kennen, die soeben hier ankamen. Bei einem gemeinsamen Apéro plauderten wir etwas über unsere Reisen. Später baute neben uns noch ein Paar aus der Schweiz ihr Zelt auf. Sie sind für drei Monate mit ihren Motorrädern von der Schweiz über den Balkan nach Griechenland in die Türkei unterwegs.


Herrliche Aussicht auf dem Campingplatz Paemer

Mittwoch, 15.05.2013
Heute fuhren wir frühzeitig los. Im Dorf beim Campingplatz begegneten wir einem Fischhändler, der in seinem Kombi Fische zum Verkauf gestapelt hatte. Viele Bauern waren auch mit Esel und Wagen unterwegs. Unterwegs fand ich in einem Dorf einen Bankomaten und versuchte auf einem lokalen Markt Erdbeeren zu kaufen, fand aber leider keine. Wenn ich Schubkaren-Räder, Occasions-Schuhe oder alte Radios gebraucht hätte, wäre ich aber schon nach kurzer Zeit fündig geworden. Auch allerlei tierisches wurde angeboten; lebende Hühner, Kücken, Enten, Kaninchen oder ein geschlachtetes Schaf, dessen Teile in der prallen Sonne hingen - sehr zur Freude der zahlreichen Fliegen. Die Weiterfahrt war spannend, holprige und sehr gute Strassenabschnitte wechselten sich ab. Vor Vlore hatten wir gar eine neue, perfekte Autobahn. Zudem sind Baustellenabschrankungen oder Sperrungen anscheinend überflüssig – in einer Ortschaft wurde unter dem laufenden Verkehr ein Kreisel frisch asphaltiert. Bei einem kurzen Halt unterwegs begegnete uns ein Zug, der langsam über das holprige Trassee verkehrte.

Nach Vlore machten wir eine Mittagspause am Meer mit Blick zur Halbinsel Karaburun. Nachher fuhren wir die landschaftlich schöne Strasse zum Lloghara-Pass, den wir nach engen und steilen Serpentinen erreichten. Innerhalb kurzer Zeit erreichten wir hier vom Meer eine alpine Landschaft. Allerdings lag die Passhöhe im Nebel. Etwas später öffnete sich der Blick auf die fast 1000 Meter unter uns liegende Küste der albanischen Riviera mit dem grün-blauen Meer.


unterwegs zum Lloghara-Pass


Blick auf das Ionische Meer

Wir folgten der sehr kurvenreichen Strasse bis nach Himara, wo wir auf dem Camping Krane direkt am Strand ein Plätzchen mit Blick aufs Meer fanden. Anschliessend liessen wir es uns nicht nehmen einen Abstecher zum Kiesstrand zu machen. Nach der etwas anstrengenden Fahrerei auf der kurvigen Strasse, wirkte ein Bad im kühlen Meer sehr erfrischend. Hier hatten wir auch Aussicht auf die griechischen Inseln Othoni, Erikoussa und Korfu. Zum Znacht genossen wir ein feines Raclette. Später kamen noch Katja & Timo (die beiden Motorradreisenden, die inzwischen auch auf dem Camping angekommen waren) auf einen Schwatz vorbei.


 

Donnerstag, 16.05.2013
Nach dem Zmorge packten wir zusammen, obwohl wir gerne noch etwas länger da geblieben wären. Wir fuhren weiter der Küste entlang, durchquerten auch ein ehemaliges militärisches Sperrgebiet, wo sich ein U-Boot-Bunker befindet. Auch heute hatten wir viele Kurven zu fahren und erreichten schliesslich Sarandë und später Ksamil. Beide Ortschaften sind nicht gerade das, was wir als schön empfinden. In Ksamil fuhren wir zum Campingplatz, der am Rande des Ortes liegt. Rundum wurde kräftig gebaut, teilweise auch illegal. Diese ohne Genehmigung gebauten Häuser wurden später von der Regierung gesprengt und stehen jetzt schief und unbewohnbar in der Landschaft herum. Der Camping selber ist schön eingerichtet rund um ein Privathaus. Am Nachmittag unternahmen wir bei bedecktem Himmel einen Spaziergang auf der Strandpromenade, die auch schon bessere Zeiten erlebt hat. Die Ziegenherde und die Schildkröte, die wir unterwegs antrafen, störte dies jedoch in keiner Weise. Entlang des Strandes wurde überall fleissig an Strandbars und Restaurants gebaut, da die Hauptsaison noch vor der Tür steht. Hier hat man einen schönen Blick auf die nahe griechische Insel Korfu. Nach einem kurzen Restaurantbesuch und einen kleinen Einkauf kehrten wir zurück zum Campingplatz. Wohl aufgrund der Vorsaison fanden wir leider kein Restaurant für das Nachtessen, so dass wir auch heute kochten.


U-Boot-Bunker in Porto Palermo


beschädigte Brücken kann man auch einfach stehen lassen und eine neue daneben bauen!


 

Freitag, 17.05.2013
Wir hatten eine sehr „abwechslungsreiche“ Nacht, da Anna nicht wirklich schlafen wollte. Einerseits war wohl die Wärme, andererseits aber sicher auch die neu wachsenden Zähne ausschlaggebend für ihre Unruhe. So schliefen wir am Morgen etwas länger, um die verlorenen Stunden zumindest ansatzweise wieder aufzuholen. Nach dem Packen fuhren wir die kurze Strecke nach Butrint, einer riesigen Ruinenstadt mit Überresten verschiedener Epochen ganz im Süden Albaniens. Glücklicherweise waren die Ruinen meist im Schatten der Bäume, so dass es ein angenehmer Spaziergang durch das historisch interessante Gelände ergab. In einem Teil war ein altes römisches Theater teilweise unter Wasser. Dort fanden sich viele Wasserschildkröten ein. Anna’s Höhepunkt war die Glace und das neu erlernte Treppensteigen. Anschliessend wagten wir uns auf die Fähre von Butrint, ein einfaches Floss, das mit einem antiken Seilzug über den Kanal gezogen wird. Wohlbehalten erreichten wir mit dem Bus das andere Ufer und fuhren weiter in Richtung Griechenland. Zuletzt hatten wir auch noch ein paar hundert Meter Schotterpiste. Im letzten Dorf vor der Grenze kaufte ich noch Honig ein, da nach unserem Entschluss den Daheimgebliebenen etwas Honig zu kaufen, keine Strassenstände mehr erschienen. Die Verständigung im kleinen Einkaufsgeschäft war etwas schwierig, schliesslich erhielt ich aber 1,5 Liter einheimischen Honig in einer PET-Flasche! Schon bald erreichten wir den Grenzübergang zu Griechenland und fuhren in unser siebtes Land auf dieser Reise.


Fähre über den Vivar-Kanal bei Butrint


Gegenverkehr im Süden Albaniens

In Igoumenitsa kauften wir noch kurz ein und fuhren dann zum langen Strand von Igoumenitsa, den wir schon auf der Rückfahrt aus der Türkei zum „Warten“ auf die Fähre nutzten. Hier gab es ein letztes Bad im Meer. Gegen Abend fuhren wir zurück ins Städtchen füllten erst den Benzintank des VW-Busses und später unsere Bäuche in einer Taverne mit einem feinen griechischen Nachtessen. Im Hafen konnten wir leider noch nicht einchecken, so dass wir einfach vor dem Terminal in einer relativ ruhigen Ecke im Bus übernachteten. Vorher nutzte Anna aber noch die über weite Teile freien Parkplätze um mit ihrem Bobby-Car noch ein paar Runden zu drehen.

 

Samstag, 18.05.2013
In aller Frühe schälte ich mich aus den Federn und stand beim Check-In-Schalter der Anek-Lines an. Später fuhr ich ins Hafengelände, Sibylle und Anna immer noch liegend hinten im VW-Bus. Leicht verspätet traf dann die Fähre ein und wir konnten rasch verladen, da sich die Anzahl Fahrzeuge ziemlich im Rahmen hielt. Wir wurden auf dem halboffenen Lastwagendeck platziert, mit Blick aufs Meer. Nach der Abfahrt frühstückten wir gemütlich an Deck. Wir blickten nochmals zurück auf Ksamil, wo wir mit der Fähre die Meerenge zwischen dem Festland und Korfu passierten. Die Fahrt war gemütlich. Abends genoss Anna wieder einmal das Bobby-Car-Fahren, diesmal auf dem LKW-Deck (wo wir auch mit unserem Bus das Angebot Camping an Bord nutzten). Später fuhren wir mit der Fähre mitten in der Adria ganz in der Nähe der Palagruža-Inseln vorbei, von deren Existenz ich bis anhin noch nie gehört hatte.

 

Sonntag, 19.05.2013
Beim Aufstehen war es heute merklich kühler. Der Himmel war bewölkt und es regnete zeitweise leicht. Auf unserem Deck verfolgten wir die Einfahrt in Venedig, direkt vorbei am Markusplatz. Eigentlich hatten wir geplant den Tag noch in Venedig zu verbringen. Ich hatte vorgängig einen Parkplatz gesucht, von wo wir bequem mit dem PeopleMover ins Stadtzentrum hätten fahren können. Doch leider war einerseits das Wetter nicht unseren Vorstellungen entsprechend, andererseits waren alle Parkplätze aufgrund eines grossen Ruderwettbewerbes gesperrt. So entschieden wir uns trotzdem gleich die Heimreise anzutreten. Anna war bei der Parkplatzsuche auch bereits wieder eingeschlafen und so nutzten wir dies um möglichst rasch in Richtung Heimat zu kommen. Während der ganzen Fahrt war es meist regnerisch, erst nach dem Gotthardtunnel kam das schöne Wetter, wenn auch merklich kühler als in den vergangenen Wochen. Mitte Nachmittag erreichten wir nach knapp drei erlebnisreichen Wochen wieder unser zuhause.

 

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