Freitag, 08.05.2015
Am Morgen überraschte uns der Platzwart mit einem feinen Tee à la menthe.
Nach dem Frühstück sind wir nach Meknes gefahren und konnten direkt unter der
Altstadt parkieren. Wir bummelten durch den Souk, wo aber wegen des Freitages
nicht allzu viel los war. Viele Geschäfte hatten leider geschlossen. In einem
Restaurant auf dem Place el-Hedim gönnten wir uns eine feine Tajine und genossen
den Ausblick auf das Tor Bab el Mansour und die vielen Leute die unterwegs
waren. Später fuhren wir dann weiter nach Fès, wo wir auf dem
Camping
Diamant vert einen Platz fanden. Gleich hinter unserem Stellplatz hatte
eine weitere Schweizer Familie ihren Campingbus. Die beiden Buben zeigten Anna
einen Kieshaufen, den sie zusammen ausgiebig erkundeten, so dass dann
schliesslich alle drei weiss paniert waren.
Bab el Mansour
Camping Diamant vert in Fès
Samstag, 09.05.2015
An der Rezeption der Ferienanlage buchten wir den kleinen Taxibus, der uns zur
Altstadt der Königsstadt Fès fuhr. Der Fahrer erklärte uns schon auf der
Hinreise einiges und liess uns dann direkt beim Gerberviertel aussteigen. Gerne
hätte er uns natürlich noch eine Führung angeboten, was wir aber dankend
ablehnten. Wir besuchten das Lederwarengeschäft von dessen Dachterrasse wir
einen tollen Blick auf die traditionellen Gerbe- und Färbebecken werfen konnten.
Der Duft, der in der Luft lag, war aber nicht jedermanns Sache. Hier werden mit
natürlichen Zugaben wie Kalk und Taubenmist unzählige Tierhäute zu Leder
gegerbt. Anschliessend wird das Leder der Schafe, Ziegen, Kühen oder Dromedare
mit Naturfarben eingefärbt. Für uns folgte dann der obligatorische Gang durch
die Verkaufsräume. Wir spazierten weiter durch die Medina (Altstadt) zum
blauen Tor Bab bou Jeloud. Unterwegs schauten wir unzähligen Handwerkern
zu, die zum Teil in kleinsten Geschäften ihrer Arbeit nach gingen. Der
Spaziergang durch die engen Gassen hätte auch vor 2000 Jahren sein können, wenn
man mal von der Elektrizität absieht. Der Transport aller Güter findet mit
Handwagen, Eseln oder Maultieren statt. Voll von Eindrücken erholten wir uns in
einem Restaurant, wo wir von der Dachterrasse einen schönen Blick über die
Dächer der Altstadt und die Koutubia-Moschee geniessen konnten. Diese Altstadt
ist auch Unesco-Weltkulturerbe und sehr eindrücklich.
Gerber- und Färberviertel
Mosaik an einer Moschee
Esel & Maultiere transportieren hier alles
Über den Dächern von Fès
Nach einem feinen Mittagessen setzten wir uns am frühen Nachmittag in ein
Grand-Taxi und fuhren zurück zum Campingplatz, da es inzwischen ziemlich heiss
geworden ist. Der Fahrer mit der Mercedes-Limousine älteren Datums brachte uns
auf direktem Weg zurück zum Campingplatz, wo wir als erstes das benachbarte
Freibad aufsuchten. Die modernen Anlagen im Freibad der Freizeit- und
Ferienanlage sind ein krasser Unterschied zum Leben in der Medina.
Später grillten wir und luden abends unsere Nachbarn Simone und Urs noch zu
einem Glas Wein ein. Durch die spannenden Gespräche wurde der Abend aber immer
länger und der Wein blieb auch nicht bei einem Glas, hatten sie uns doch einiges
zu erzählen über Marokko, da sie letztes Jahr mehrere Monate im Land weilten.
Abkühlung
Sonntag, 10.05.2015
Heute ging es wieder weiter. Nachdem wir und die Autos versorgt waren
komplettierten wir im Supermarkt Marjane noch unsere Vorräte und fuhren dann in
Richtung Azrou, wo wir im Zedernwald die frei lebenden Berberaffen besuchten.
Wir sahen die Tiere an zwei Stellen, wobei sie am zweiten Ort von den Besuchern
gefüttert werden. Etliche Einheimische leben auch davon, Futter zu verkaufen
oder einen Ritt auf einem schön dekorierten Pferd anzubieten.
im Zedernwald bei Azrou
Da unser
Aufenthalt in Marokko bedingt durch unsere Panne in Frankreich leider etwas
kürzer ist als geplant, legten wir heute zwei der ursprünglich geplanten Etappen
zusammen. Unterwegs machten wir noch eine kurze Pause auf einer Hochebene beim
Bergsee Aguelmame Sidi Ali, dem grössten Bergsee Marokkos. Die Landschaft war
stets abwechslungsreich, erst gegen Schluss wurde die Vegetation immer weniger.
In Midelt fuhren wir noch ein paar Kilometer zur
Auberge du Jaffar, die etwas ausserhalb lag. Neben der
Herberge gibt es auch die Möglichkeit zu campen und es ist hier absolut ruhig.
Nach einem erfrischenden Apéro im Schatten gingen wir dann ins Restaurant für
das Nachtessen. Abends wurde noch für eine englische Reisegruppe traditionelle
Musik aufgeführt. Das Quintett setzte sich aus zwei Tambourinspieler, einem
Violinisten und zwei Sängerinnen zusammen.
Camping bei der Auberge du Jaffar
Montag, 11.05.2015
Nach dem Zmorge und einer erfrischenden Dusche ging es weiter in Richtung Süden
über einen Pass und weite Ebenen zum Ziz-Tal. Der Fluss Ziz durchbricht noch die
letzten Ausläufer des Atlasgebirges und fliesst durch malerische Schluchten. Am
Flussufer stehen überall Dattelpalmen und viele Oleander-Büsche blühten. Vor
Rissani wird das Wasser dann in einem riesigen Stausee gesammelt und für die
Energieerzeugung und die Trinkwasserversorgung genutzt. Ein Teil des Wassers
fliesst dann auch weiter in die riesigen Dattelpalmenoasen des
Tafilalet.
Gegenverkehr
Passfahrt
Der Fluss Ziz
In einer dieser Palmenoase gibt es den
Campingplatz Tissirt, den wir nach dem
Mittag erreichten. Wir wurden erst zum Tee eingeladen und assen dann später im
Schatten etwas kleines. Nachdem die gröbste Hitze (über 40°C...) vorbei war, unternahmen wir gegen Abend noch einen kleinen Spaziergang durch die Palmeraie, den Palmengarten. Hier wird häufig auf drei Ebenen die fruchtbare
Fläche kultiviert. Oben sind die Dattelpalmen, dann unten die Obstbäume und
zuunterst wird Getreide oder Gemüse angepflanzt. Das ganze ist durchzogen mit
diversen Bewässerungskanälen, die je nach Bedarf wieder umgeleitet werden. Nach
unserer Erkundungstour bereiteten wir uns ein feines Znacht zu - es gab
Rindsfilet vom Grill mit Kartoffelstock. Wir genossen den Abend unter Palmen,
Oliven- und Feigenbäumen und sahen eine grosse Zahl von Sternen, ab und zu sogar
eine Sternschnuppe.
Palmengarten im Talafilet
SUVA-gerechte Baumpflege
Pause im Schatten auf dem Camping Tissirt
Dienstag, 12.05.2015
Unsere heutige Fahrstrecke war relativ kurz, denn unser Ziel war der Erg Chebbi.
Nach dem Tipp von Simone und Urs fuhren wir zur
Auberge du Sud, welche wir auf
den letzten paar Kilometern über eine Schotterpiste erreichten. Wir konnten
campen wo wir wollten, beschlossen aber den wenigen Schatten auf dem Parkplatz
noch zu nutzen. So stellten wir unsere Fahrzeuge hin, mit Blick auf die
Sanddünen und spannten unsere Sonnendächer auf. Am Nachmittag kam dann plötzlich
Wind auf - heisser Wind. Die Temperatur im Schatten war ja schon 44°C, in der
Sonne war es aber noch ein bisschen wärmer. Und der Wind kam aus der Sonne -
weil es hier in der Natur eigentlich nirgends Schatten gibt. So suchten wir den
Swimmingpool des Hotels auf um uns zu erfrischen. Eigentlich ist ein
Swimmingpool in der Wüste ökologisch Schwachsinn - aber bei diesen Temperaturen,
die übrigens gemäss den Einheimischen für den Mai doch schon ziemlich hoch sind,
tat es einfach gut. Der Chef des Hotels hatte Freude an Anna und schenkte ihr
beim Baden sogar ein Getränk.
Begegnungen in Rissani
Piste bis zur Sandwüste des Erg Chebbi
schöner Pool mit Sicht auf die Dünen
Für den Abend hatten wir einen Sonnenuntergangs-Kamelritt gebucht. Vor uns
stiegen aber noch ca. drei Dutzend Jugendliche ebenfalls auf Kamele um eine
Nacht in der einsamen Wüste zu verbringen. Beim Gejohle, dass sie bei ihrer
Ankunft im und um den Pool veranstaltet hatten, denke ich nicht, dass sie eine
ruhige Nacht verbrachten. Sie stiegen auf Ihre Dromedare, jeder mit einem Selfie-Stick für das Handy ausgerüstet! Wir waren die letzte Gruppe, die los
ritt. Sibylle blieb wegen der Schwangerschaft bei den Autos und Anna ritt auf
meinem Kamel mit. Schon nach kurzer Zeit wählte unser Führer einen anderen Weg
und es wurde schlagartig ganz ruhig. Oben auf einer Düne stiegen wir ab und er
legte uns einen Teppich auf den höchsten Punkt, wo wir die untergehende Sonne
beobachten konnten. Er entfernte sich und suchte einen Sandfisch, den er schon
nach kurzer Zeit fing und uns zeigte. Eigentlich eine Echse, erhielt dieser den
Namen Sandfisch, da er wie ein Fisch im Sand schwimmt.
die Kamele für die Wüstentour kommen
alle bereit
Sandfisch (Foto: Geo.de) -
hier gibt es einen Beitrag der Sendung Einstein zum Sandfisch
Vor dem Eindunkeln ritten wir schaukelnd zurück zur Herberge und bereiteten uns
anschliessend hungrig das Nachtessen zu. Der Sternenhimmel hier in der Wüste ist
grandios. In der Auberge wurde wieder lokale Musik vorgeführt. Wir aber genossen
den Blick auf die Sanddünen vor unserem rollenden Zuhause.
Mittwoch, 13.05.2015
Eigentlich hatten wir geplant zwei Nächte in der Nähe der Sandwüste zu
übernachten. Da aber die Temperaturen tagsüber doch recht beachtlich sind, entschieden
wir uns weiter zu fahren. Bevor wir losfahren konnten, lud uns der Hotelchef
noch zu einem Orangensaft ein und schenkte Anna ein Joghurt. Zudem wollte Anna
noch den "Füdli-Rütscher" im Sand testen, den sie sonst im Schnee benutzt.
Camping mit Blick auf die Dünen des Erg Chebbi
Schliesslich fuhren wir die Piste zurück und legten in Rissani einen Tankstopp
ein. Die weitere Fahrt in Richtung Tazzarine führte uns durch eine Landschaft,
die uns immer wieder an Namibia erinnerte. An unserem Tagesziel angekommen,
fuhren wir zum
Camping Amasttou in einem schönen Palmengarten. Das Areal ist sehr
schön angeordnet und wir relaxten erst im Schatten. Nach einem Apéro unternahmen
wir einen Spaziergang ins Dorfzentrum, wo heute Markt war. Die letzten Händler
packten zusammen und wir konnten an einem Früchte- und Gemüsestand noch unsere
Vorräte aufstocken. Dies ging nach der einfachen und bewährten Methode, dass man
ein Plastikbecken erhält und einfach seine Wahl da hinein legt. Dieses wird dann
auf einer uralten Waage gewogen und der entsprechende Preis bezahlt. Meist ist
für die Früchte und das Gemüse je ein Einheitspreis massgebend. Wir kehrten mit
vollen Taschen (für umgerechnet zwei Franken) zurück zum Campingplatz. Unterwegs
sprach uns noch ein Berber an und wollte wissen woher wir in der Schweiz seien.
Er hatte uns am Nachmittag mit dem Auto gesehen - scheinbar gibt es hier relativ
wenige Touristen. Wir hatten ein interessantes Gespräch und erfuhren einiges aus
dem Leben der Leute hier ganz im Süden. Wie auf dem Hinweg faszinierten uns auch
auf dem Rückweg die Bewässerungskanäle, die Wasser zu den einzelnen Gärten
brachten. Über die Mauern konnten wir auch einigen Leuten bei der Feldarbeit
zusehen. Auf dem Campingplatz war dann Fütterungszeit der Ziegen und Schafe des
Campingplatzwartes. Sie dürfen mehrere Male am Tag das Gras auf dem Camping
fressen und werden noch zusätzlich gefüttert. Der Platzwart hat uns ganz stolz
von seinen Tieren erzählt. Speziell die kleinen Geisslein haben Anna gefallen,
wie sie überall umher gehüpft und geklettert sind.
Landschaften wie in Namibia
Getreidefelder zwischen Palmen
Kaffee und Kaffee crème...;-)
Camping Amasttou in Tazzarine
Donnerstag, 14.05.2015
Am Morgen haben wir noch etwas mit dem Platzwart geplaudert. Als Dank für seinen
Service (er war stets sehr bemüht um unser Wohlergehen) habe ich ihm ein
Uniformenhemd der SBB geschenkt, das ich bei meiner Arbeit früher getragen
hatte. Mit diesem für uns banalen Geschenk, konnte ich ihm eine Riesenfreude
machen, da sein Hemd doch schon wesentlich bessere Tage erlebt hatte.
Wir fuhren dann weiter in Richtung Draa-Tal, wo wir aus karger Umgebung
plötzlich in ein sehr fruchtbares Oasental gelangten. Überall waren Palmen,
Gärten und Äcker. Wir fuhren in Richtung Agdz, wo heute Markt war und die
Bevölkerung von überall her kam. Wir fuhren zum
Camping Kasbah Palmeraie, wo wir einen Platz schön im
Schatten unter Palmen fanden. Im Laufe des Nachmittages ging ich in der
umfunktionierten Wasserzisterne des Platzes baden. Gegen Abend hatten wir eine
private Führung durch eine Kasbah und erfuhren viel zur Geschichte und zum Bau
dieser Gebäude. Nach den sehr interessanten Ausführungen wurden wir noch zum Tee
eingeladen. Zum ersten Mal seit wir in Marokko sind, war heute Abend der Himmel
stark bewölkt. Es blieb jedoch trocken und wir genossen einen gemütlichen Abend
unter Palmen.
Maisfelder zwischen Dattelpalmen im Draa-Tal
Verkehr in Agdz
Verkehr in Agdz
Camping Kasbah Palmeraie
Abkühlung in der umfunktionierten Zisterne
Kasbah
Kunstvolle Fenstergitter
Teil 3