~ burgi-online.ch ~   

Marokko

1.-25.05.2015

Teil 2

 

Freitag, 08.05.2015
Am Morgen überraschte uns der Platzwart mit einem feinen Tee à la menthe. Nach dem Frühstück sind wir nach Meknes gefahren und konnten direkt unter der Altstadt parkieren. Wir bummelten durch den Souk, wo aber wegen des Freitages nicht allzu viel los war. Viele Geschäfte hatten leider geschlossen. In einem Restaurant auf dem Place el-Hedim gönnten wir uns eine feine Tajine und genossen den Ausblick auf das Tor Bab el Mansour und die vielen Leute die unterwegs waren. Später fuhren wir dann weiter nach Fès, wo wir auf dem Camping Diamant vert einen Platz fanden. Gleich hinter unserem Stellplatz hatte eine weitere Schweizer Familie ihren Campingbus. Die beiden Buben zeigten Anna einen Kieshaufen, den sie zusammen ausgiebig erkundeten, so dass dann schliesslich alle drei weiss paniert waren.


Bab el Mansour


Camping Diamant vert in Fès

 

Samstag, 09.05.2015
An der Rezeption der Ferienanlage buchten wir den kleinen Taxibus, der uns zur Altstadt der Königsstadt Fès fuhr. Der Fahrer erklärte uns schon auf der Hinreise einiges und liess uns dann direkt beim Gerberviertel aussteigen. Gerne hätte er uns natürlich noch eine Führung angeboten, was wir aber dankend ablehnten. Wir besuchten das Lederwarengeschäft von dessen Dachterrasse wir einen tollen Blick auf die traditionellen Gerbe- und Färbebecken werfen konnten. Der Duft, der in der Luft lag, war aber nicht jedermanns Sache. Hier werden mit natürlichen Zugaben wie Kalk und Taubenmist unzählige Tierhäute zu Leder gegerbt. Anschliessend wird das Leder der Schafe, Ziegen, Kühen oder Dromedare mit Naturfarben eingefärbt. Für uns folgte dann der obligatorische Gang durch die Verkaufsräume. Wir spazierten weiter durch die Medina (Altstadt) zum blauen Tor  Bab bou Jeloud. Unterwegs schauten wir unzähligen Handwerkern zu, die zum Teil in kleinsten Geschäften ihrer Arbeit nach gingen. Der Spaziergang durch die engen Gassen hätte auch vor 2000 Jahren sein können, wenn man mal von der Elektrizität absieht. Der Transport aller Güter findet mit Handwagen, Eseln oder Maultieren statt. Voll von Eindrücken erholten wir uns in einem Restaurant, wo wir von der Dachterrasse einen schönen Blick über die Dächer der Altstadt und die Koutubia-Moschee geniessen konnten. Diese Altstadt ist auch Unesco-Weltkulturerbe und sehr eindrücklich.


Gerber- und Färberviertel


Mosaik an einer Moschee


Esel & Maultiere transportieren hier alles


Über den Dächern von Fès


Nach einem feinen Mittagessen setzten wir uns am frühen Nachmittag in ein Grand-Taxi und fuhren zurück zum Campingplatz, da es inzwischen ziemlich heiss geworden ist. Der Fahrer mit der Mercedes-Limousine älteren Datums brachte uns auf direktem Weg zurück zum Campingplatz, wo wir als erstes das benachbarte Freibad aufsuchten. Die modernen Anlagen im Freibad der Freizeit- und Ferienanlage sind ein krasser Unterschied zum Leben in der Medina.
Später grillten wir und luden abends unsere Nachbarn Simone und Urs noch zu einem Glas Wein ein. Durch die spannenden Gespräche wurde der Abend aber immer länger und der Wein blieb auch nicht bei einem Glas, hatten sie uns doch einiges zu erzählen über Marokko, da sie letztes Jahr mehrere Monate im Land weilten.


Abkühlung

Sonntag, 10.05.2015
Heute ging es wieder weiter. Nachdem wir und die Autos versorgt waren komplettierten wir im Supermarkt Marjane noch unsere Vorräte und fuhren dann in Richtung Azrou, wo wir im Zedernwald die frei lebenden Berberaffen besuchten. Wir sahen die Tiere an zwei Stellen, wobei sie am zweiten Ort von den Besuchern gefüttert werden. Etliche Einheimische leben auch davon, Futter zu verkaufen oder einen Ritt auf einem schön dekorierten Pferd anzubieten.


im Zedernwald bei Azrou

Da unser Aufenthalt in Marokko bedingt durch unsere Panne in Frankreich leider etwas kürzer ist als geplant, legten wir heute zwei der ursprünglich geplanten Etappen zusammen. Unterwegs machten wir noch eine kurze Pause auf einer Hochebene beim Bergsee Aguelmame Sidi Ali, dem grössten Bergsee Marokkos. Die Landschaft war stets abwechslungsreich, erst gegen Schluss wurde die Vegetation immer weniger. In Midelt fuhren wir noch ein paar Kilometer zur Auberge du Jaffar, die etwas ausserhalb lag. Neben der Herberge gibt es auch die Möglichkeit zu campen und es ist hier absolut ruhig. Nach einem erfrischenden Apéro im Schatten gingen wir dann ins Restaurant für das Nachtessen. Abends wurde noch für eine englische Reisegruppe traditionelle Musik aufgeführt. Das Quintett setzte sich aus zwei Tambourinspieler, einem Violinisten und zwei Sängerinnen zusammen.


Camping bei der Auberge du Jaffar

Montag, 11.05.2015
Nach dem Zmorge und einer erfrischenden Dusche ging es weiter in Richtung Süden über einen Pass und weite Ebenen zum Ziz-Tal. Der Fluss Ziz durchbricht noch die letzten Ausläufer des Atlasgebirges und fliesst durch malerische Schluchten. Am Flussufer stehen überall Dattelpalmen und viele Oleander-Büsche blühten. Vor Rissani wird das Wasser dann in einem riesigen Stausee gesammelt und für die Energieerzeugung und die Trinkwasserversorgung genutzt. Ein Teil des Wassers fliesst dann auch weiter in die riesigen Dattelpalmenoasen des Tafilalet.


Gegenverkehr


Passfahrt


Der Fluss Ziz

In einer dieser Palmenoase gibt es den Campingplatz Tissirt, den wir nach dem Mittag erreichten. Wir wurden erst zum Tee eingeladen und assen dann später im Schatten etwas kleines. Nachdem die gröbste Hitze (über 40°C...) vorbei war, unternahmen wir gegen Abend noch einen kleinen Spaziergang durch die Palmeraie, den Palmengarten. Hier wird häufig auf drei Ebenen die fruchtbare Fläche kultiviert. Oben sind die Dattelpalmen, dann unten die Obstbäume und zuunterst wird Getreide oder Gemüse angepflanzt. Das ganze ist durchzogen mit diversen Bewässerungskanälen, die je nach Bedarf wieder umgeleitet werden. Nach unserer Erkundungstour bereiteten wir uns ein feines Znacht zu - es gab Rindsfilet vom Grill mit Kartoffelstock. Wir genossen den Abend unter Palmen, Oliven- und Feigenbäumen und sahen eine grosse Zahl von Sternen, ab und zu sogar eine Sternschnuppe.


Palmengarten im Talafilet


SUVA-gerechte Baumpflege


Pause im Schatten auf dem Camping Tissirt

Dienstag, 12.05.2015
Unsere heutige Fahrstrecke war relativ kurz, denn unser Ziel war der Erg Chebbi. Nach dem Tipp von Simone und Urs fuhren wir zur Auberge du Sud, welche wir auf den letzten paar Kilometern über eine Schotterpiste erreichten. Wir konnten campen wo wir wollten, beschlossen aber den wenigen Schatten auf dem Parkplatz noch zu nutzen. So stellten wir unsere Fahrzeuge hin, mit Blick auf die Sanddünen und spannten unsere Sonnendächer auf. Am Nachmittag kam dann plötzlich Wind auf - heisser Wind. Die Temperatur im Schatten war ja schon 44°C, in der Sonne war es aber noch ein bisschen wärmer. Und der Wind kam aus der Sonne - weil es hier in der Natur eigentlich nirgends Schatten gibt. So suchten wir den Swimmingpool des Hotels auf um uns zu erfrischen. Eigentlich ist ein Swimmingpool in der Wüste ökologisch Schwachsinn - aber bei diesen Temperaturen, die übrigens gemäss den Einheimischen für den Mai doch schon ziemlich hoch sind, tat es einfach gut. Der Chef des Hotels hatte Freude an Anna und schenkte ihr beim Baden sogar ein Getränk.


Begegnungen in Rissani


Piste bis zur Sandwüste des Erg Chebbi


schöner Pool mit Sicht auf die Dünen

Für den Abend hatten wir einen Sonnenuntergangs-Kamelritt gebucht. Vor uns stiegen aber noch ca. drei Dutzend Jugendliche ebenfalls auf Kamele um eine Nacht in der einsamen Wüste zu verbringen. Beim Gejohle, dass sie bei ihrer Ankunft im und um den Pool veranstaltet hatten, denke ich nicht, dass sie eine ruhige Nacht verbrachten. Sie stiegen auf Ihre Dromedare, jeder mit einem Selfie-Stick für das Handy ausgerüstet! Wir waren die letzte Gruppe, die los ritt. Sibylle blieb wegen der Schwangerschaft bei den Autos und Anna ritt auf meinem Kamel mit. Schon nach kurzer Zeit wählte unser Führer einen anderen Weg und es wurde schlagartig ganz ruhig. Oben auf einer Düne stiegen wir ab und er legte uns einen Teppich auf den höchsten Punkt, wo wir die untergehende Sonne beobachten konnten. Er entfernte sich und suchte einen Sandfisch, den er schon nach kurzer Zeit fing und uns zeigte. Eigentlich eine Echse, erhielt dieser den Namen Sandfisch, da er wie ein Fisch im Sand schwimmt.


die Kamele für die Wüstentour kommen


alle bereit


Sandfisch (Foto: Geo.de) - hier gibt es einen Beitrag der Sendung Einstein zum Sandfisch

Vor dem Eindunkeln ritten wir schaukelnd zurück zur Herberge und bereiteten uns anschliessend hungrig das Nachtessen zu. Der Sternenhimmel hier in der Wüste ist grandios. In der Auberge wurde wieder lokale Musik vorgeführt. Wir aber genossen den Blick auf die Sanddünen vor unserem rollenden Zuhause.

Mittwoch, 13.05.2015
Eigentlich hatten wir geplant zwei Nächte in der Nähe der Sandwüste zu übernachten. Da aber die Temperaturen tagsüber doch recht beachtlich sind, entschieden wir uns weiter zu fahren. Bevor wir losfahren konnten, lud uns der Hotelchef noch zu einem Orangensaft ein und schenkte Anna ein Joghurt. Zudem wollte Anna noch den "Füdli-Rütscher" im Sand testen, den sie sonst im Schnee benutzt.


Camping mit Blick auf die Dünen des Erg Chebbi

Schliesslich fuhren wir die Piste zurück und legten in Rissani einen Tankstopp ein. Die weitere Fahrt in Richtung Tazzarine führte uns durch eine Landschaft, die uns immer wieder an Namibia erinnerte. An unserem Tagesziel angekommen, fuhren wir zum Camping Amasttou in einem schönen Palmengarten. Das Areal ist sehr schön angeordnet und wir relaxten erst im Schatten. Nach einem Apéro unternahmen wir einen Spaziergang ins Dorfzentrum, wo heute Markt war. Die letzten Händler packten zusammen und wir konnten an einem Früchte- und Gemüsestand noch unsere Vorräte aufstocken. Dies ging nach der einfachen und bewährten Methode, dass man ein Plastikbecken erhält und einfach seine Wahl da hinein legt. Dieses wird dann auf einer uralten Waage gewogen und der entsprechende Preis bezahlt. Meist ist für die Früchte und das Gemüse je ein Einheitspreis massgebend. Wir kehrten mit vollen Taschen (für umgerechnet zwei Franken) zurück zum Campingplatz. Unterwegs sprach uns noch ein Berber an und wollte wissen woher wir in der Schweiz seien. Er hatte uns am Nachmittag mit dem Auto gesehen - scheinbar gibt es hier relativ wenige Touristen. Wir hatten ein interessantes Gespräch und erfuhren einiges aus dem Leben der Leute hier ganz im Süden. Wie auf dem Hinweg faszinierten uns auch auf dem Rückweg die Bewässerungskanäle, die Wasser zu den einzelnen Gärten brachten. Über die Mauern konnten wir auch einigen Leuten bei der Feldarbeit zusehen. Auf dem Campingplatz war dann Fütterungszeit der Ziegen und Schafe des Campingplatzwartes. Sie dürfen mehrere Male am Tag das Gras auf dem Camping fressen und werden noch zusätzlich gefüttert. Der Platzwart hat uns ganz stolz von seinen Tieren erzählt. Speziell die kleinen Geisslein haben Anna gefallen, wie sie überall umher gehüpft und geklettert sind.


Landschaften wie in Namibia


Getreidefelder zwischen Palmen


Kaffee und Kaffee crème...;-)


Camping Amasttou in Tazzarine

 

Donnerstag, 14.05.2015
Am Morgen haben wir noch etwas mit dem Platzwart geplaudert. Als Dank für seinen Service (er war stets sehr bemüht um unser Wohlergehen) habe ich ihm ein Uniformenhemd der SBB geschenkt, das ich bei meiner Arbeit früher getragen hatte. Mit diesem für uns banalen Geschenk, konnte ich ihm eine Riesenfreude machen, da sein Hemd doch schon wesentlich bessere Tage erlebt hatte.
Wir fuhren dann weiter in Richtung Draa-Tal, wo wir aus karger Umgebung plötzlich in ein sehr fruchtbares Oasental gelangten. Überall waren Palmen, Gärten und Äcker. Wir fuhren in Richtung Agdz, wo heute Markt war und die Bevölkerung von überall her kam. Wir fuhren zum Camping Kasbah Palmeraie, wo wir einen Platz schön im Schatten unter Palmen fanden. Im Laufe des Nachmittages ging ich in der umfunktionierten Wasserzisterne des Platzes baden. Gegen Abend hatten wir eine private Führung durch eine Kasbah und erfuhren viel zur Geschichte und zum Bau dieser Gebäude. Nach den sehr interessanten Ausführungen wurden wir noch zum Tee eingeladen. Zum ersten Mal seit wir in Marokko sind, war heute Abend der Himmel stark bewölkt. Es blieb jedoch trocken und wir genossen einen gemütlichen Abend unter Palmen.


Maisfelder zwischen Dattelpalmen im Draa-Tal


Verkehr in Agdz


Verkehr in Agdz

 


Camping Kasbah Palmeraie


Abkühlung in der umfunktionierten Zisterne


Kasbah


Kunstvolle Fenstergitter

 

Teil 3

www.burgi-online.ch